Immobilieninvestments sind selten eine Frage des Zufalls – vielmehr sind sie das Ergebnis von Erfahrung, Netzwerken und der Fähigkeit, Chancen zu erkennen, bevor andere sie sehen. Wie verändert sich aber eine Investmentphilosophie über Jahrzehnte?
Wie bleibt man erfolgreich, wenn sich Märkte, Gesetze und Kundenerwartungen ständig wandeln?
Ein Blick auf den Werdegang eines Investors zeigt: Die Grundprinzipien bleiben – aber der Fokus verschiebt sich.

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Die Anfänge: Chancen erkennen, wo andere Probleme sehen
Die erste Gewerbeimmobilie kaufte der Investor 1992 – in einer Situation, die vielen heute bekannt vorkommt: ein Verkäufer in finanziellen Schwierigkeiten, eine Bank unter Druck und ein potenzieller Käufer mit Weitblick.
Anstatt den Preis zu verhandeln, suchte er eine Lösung, die allen Beteiligten einen Vorteil brachte.
Er verstand, dass Banken in sogenannten Sanierungsabteilungen vor allem daran gemessen werden, wie schnell sie schwierige Fälle abschließen. Also entwickelte er einen Plan: Er bot der Bank etwas mehr als den zu erwartenden Zwangsversteigerungspreis – aber weniger als den Marktwert.
Damit half er:
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dem Verkäufer, die Insolvenz zu vermeiden,
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der Bank, den Fall rasch und sauber abzuschließen,
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und sich selbst, eine Immobilie rund 30 bis 40 Prozent unter Marktpreis zu erwerben.
So entstand das Grundprinzip seiner Philosophie: Win-Win-Situationen schaffen, anstatt auf Kosten anderer zu verhandeln.
Der Kern der Strategie: Menschen, nicht nur Zahlen
Dieses Prinzip zieht sich bis heute durch alle Investments. Nicht jede Transaktion basiert auf maximalem Preis oder Rendite – oft sind es menschliche Faktoren, die den Ausschlag geben.
„Ich halte immer Ausschau nach Menschen, für die der höchstmögliche Preis gerade nicht das wichtigste Kriterium ist“, sagt der Investor.
Das kann ein Erbe sein, der das geerbte Objekt schnell abschließen möchte, oder ein Eigentümer, der keine Energie mehr in eine Renovierung investieren will.
Manchmal zählt Schnelligkeit, manchmal einfach nur das Bedürfnis, ein Kapitel zu beenden. Solche Situationen ermöglichen faire, aber wirtschaftlich attraktive Deals – besonders, wenn man bereit ist, zuzuhören und individuelle Lösungen anzubieten.
Das Netzwerk als Schlüsselressource
Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei das Netzwerk. Über die Jahre entstand ein weit verzweigtes Beziehungsgeflecht aus Unternehmern, Maklern, Anwälten, Finanzierern und privaten Kontakten, das regelmäßig neue Gelegenheiten hervorbringt.
Viele Deals entstehen heute nicht über öffentliche Ausschreibungen, sondern durch persönliche Empfehlungen. Wenn sich herumspricht, dass jemand diskret, schnell und verbindlich agiert, öffnen sich Türen, die anderen verschlossen bleiben.
Oft wird der Investor weiterempfohlen, wenn sich eine komplexe Immobilie „unter der Hand“ verkaufen lässt – manchmal auch, wenn Objekte für ihn selbst zu klein sind, aber für sein Netzwerk interessant sein könnten. Dieses Vertrauensprinzip ist ein zentraler Bestandteil seiner heutigen Investmentstrategie.
Strategiewechsel: Vom Apartment zum Ensemble

Über die Jahre hat sich der Fokus der Investments deutlich verschoben.
Während in den 2000er- und frühen 2010er-Jahren kleinere Wohnungen und Apartments noch attraktive Renditen boten, änderte sich das mit den gesetzlichen Anpassungen – etwa den verschärften Regelungen für Ferienvermietungen.
Auf der Insel, wo der Investor seit rund 15 Jahren aktiv ist, war es früher üblich, dass eine Wohnung bereits nach drei Monaten Ferienvermietung die jährlichen Kosten deckte.
Doch seit die Ferienlizenzpflicht eingeführt wurde, dürfen nur noch wenige Objekte legal vermietet werden – und Verstöße können mit Bußgeldern von bis zu 30.000 Euro geahndet werden.
Die Konsequenz: Verkauf kleinerer Einheiten und strategische Neuausrichtung auf größere Objekte – Villen, Fincas und Landhäuser mit Platz für 10 bis 20 Personen.
Neue Klasse von Immobilien: Zwischen Villa und Boutique-Hotel
Heute investiert der Unternehmer bevorzugt in Objekte, die eine Brücke zwischen privatem Luxus und professioneller Vermietung schlagen – also in Häuser, die kleiner als Hotels, aber größer als herkömmliche Ferienwohnungen sind.
Diese „Boutique-Fincas“ bieten mehrere Vorteile:
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Höhere Tagesraten: Familien oder Gruppen zahlen oft 15.000 bis 20.000 Euro pro Woche für eine exklusive Immobilie.
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Reduzierte Betriebskosten: Kein festes Hotelpersonal nötig – nur Reinigungskräfte, Gärtner und Handwerker.
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Eigene Serviceeinheiten: Ein kleines Inhouse-Team sorgt für Flexibilität, schnelle Reparaturen und einen hohen Standard.
Gerade für wiederkehrende Stammkunden – etwa arabische oder mitteleuropäische Gäste, die jährlich denselben Ort buchen – ist Verlässlichkeit entscheidend.
Wenn im Sommer eine Klimaanlage ausfällt, entscheidet die Reaktionsgeschwindigkeit darüber, ob der Kunde nächstes Jahr wiederkommt.
Hier zeigt sich erneut der Grundsatz: Langfristige Beziehungen schlagen kurzfristige Gewinne.
Lehren aus drei Jahrzehnten
Nach über 30 Jahren im Immobiliengeschäft lässt sich eine klare Entwicklung erkennen:
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Vom Preisfokus zur Beziehungsorientierung: Nicht der niedrigste Einkaufspreis zählt, sondern der nachhaltige Nutzen für alle Beteiligten.
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Vom Volumen zum Wert: Lieber wenige, hochwertige Objekte mit klarer Strategie als viele kleine Einheiten mit administrativem Aufwand.
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Vom Transaktionsdenken zur Systemstrategie: Aufbau eigener Strukturen – Reinigung, Wartung, Verwaltung – schafft Unabhängigkeit und Kontrolle.
Die Philosophie bleibt jedoch dieselbe: Win-Win-Situationen erkennen, Netzwerke pflegen und Chancen realistisch bewerten.
Fazit: Eine Investmentstrategie, die mitwächst
Erfolgreiches Immobilieninvestment ist kein starres Modell, sondern eine lebendige Strategie, die sich an Märkte, Menschen und Rahmenbedingungen anpasst.
Von der ersten Gewerbeimmobilie in den 1990er-Jahren über Apartments auf der Insel bis hin zu heutigen Luxus-Fincas hat sich eines nie geändert:
Das Verständnis dafür, dass jeder gute Deal auf Vertrauen, Fairness und klarem Mehrwert für alle Seiten basiert.
Oder, wie der Investor es formuliert:
„Du kannst Immobilien 30 oder 40 Prozent unter Marktpreis kaufen, wenn du clever bist – aber du musst Win-Win-Situationen schaffen.“