Für viele Berufstätige ist es längst mehr als ein Traum: Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Was früher als Ausnahme galt, wird heute zunehmend zum Entscheidungskriterium bei der Jobwahl. Das sogenannte Workation-Modell – also das mobile Arbeiten aus dem Ausland – entwickelt sich von einem Trend zu einem echten Paradigmenwechsel. Und dieser Wandel hat das Potenzial, den Immobilienmarkt nachhaltig zu verändern.
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf aktuelle Zahlen, analysieren die Auswirkungen für Büro- und Wohnimmobilien und beleuchten, wie sich Investoren und Bestandshalter strategisch darauf einstellen können.

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Aktuelle Zahlen: Workation ist kein Hype, sondern Realität
Eine aktuelle PwC-Studie aus dem Jahr 2024 zeigt, wie stark sich der Wandel bereits vollzogen hat:
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57 Prozent der Arbeitnehmer betrachten ein Workation-Angebot als wichtigen Faktor bei der Arbeitgeberwahl.
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30 Prozent würden ein Jobangebot sogar ablehnen, wenn diese Option fehlt.
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In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sind es 45 Prozent, die ein Angebot ohne Workation-Möglichkeit ausschlagen würden.
Bereits 51 Prozent der Befragten haben die Möglichkeit, aus dem Ausland zu arbeiten – im Schnitt 40 Tage pro Jahr. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor waren es noch 30 Tage.
Der Trend ist eindeutig steigend.
Workation ist also kein kurzlebiger Lifestyle-Trend, sondern eine neue Arbeitsrealität, die Unternehmen, Städte und auch Immobilienentwickler zunehmend berücksichtigen müssen.
Auswirkungen auf Büroimmobilien: Lieber David als Goliath
Die klassische Vorstellung vom großen Unternehmens-Headquarter mit tausenden Quadratmetern Bürofläche verliert an Bedeutung.
Unternehmen, deren Mitarbeiter regelmäßig mobil oder aus dem Ausland arbeiten, benötigen künftig keine riesigen Flächen mehr, sondern kompakte, hochfunktionale Hubs.
Diese dienen vor allem als Orte für kreative Zusammenarbeit, Kundenmeetings und Team-Events. Der Fokus verschiebt sich von der Dauerpräsenz zur punktuellen Begegnung.
Was bedeutet das für Eigentümer und Entwickler von Büroimmobilien?
Wer heute Bürogebäude plant oder saniert, sollte auf folgende Punkte achten:
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Modulare Grundrisse: Flächen müssen sich teilen, zusammenlegen oder umfunktionieren lassen.
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Flexible Haustechnik: Gebäudetechnik sollte variable Raumaufteilungen ermöglichen.
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Effiziente Raumtiefe: Eine klare Struktur ist entscheidend für die Umsetzbarkeit moderner Arbeitsformen.
Bürogebäude, die diese Flexibilität bieten, werden langfristig nachgefragt bleiben – insbesondere in zentralen Lagen, wo Unternehmen kreative Orte der Begegnung suchen.
Neue Chancen im Wohnimmobilienmarkt
Workation bedeutet, dass Menschen für einige Wochen oder Monate an einem anderen Ort leben und arbeiten. Sie benötigen entsprechend ausgestattete Wohnungen – möbliert, mit stabilem Internet, ergonomischem Arbeitsplatz und Freizeitangeboten in der Nähe.
Für Investoren eröffnet das völlig neue Perspektiven:
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Umnutzung älterer Hotels oder Pensionen zu modernen Telearbeitswohnungen.
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Aufwertung von Mehrfamilienhäusern zu möblierten Serviced Apartments.
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Vermarktung über Plattformen wie Airbnb, Booking.com oder spezialisierte Co-Living-Portale.
Solche Konzepte können sowohl in klassischen Ferienregionen als auch in aufstrebenden Städten funktionieren, die sich als „Hidden Champions“ für digitale Nomaden positionieren.
Drei aufstrebende Workation-Standorte in Europa

1. Málaga, Spanien
Laut dem „Service Executive Nomad Index“ zählt Málaga mittlerweile zu den beliebtesten Städten weltweit für Remote Work – direkt hinter Dubai.
Die Stadt punktet mit stabiler Internetinfrastruktur, hoher Lebensqualität, angenehmem Klima und einem wachsenden internationalen Netzwerk. Der Immobilienmarkt profitiert sichtbar: steigende Preise, wachsende Nachfrage nach temporären Wohnlösungen und Coworking-Angeboten.
2. Tallinn, Estland
Tallinn gilt als digitaler Vorreiter Europas. Die Stadt bietet flächendeckendes, kostenloses WLAN, digitale Verwaltung und ein technologieaffines Umfeld.
2025 liegen die durchschnittlichen Immobilienpreise bei rund 3.000 Euro pro Quadratmeter – mit einem prognostizierten jährlichen Anstieg von 3 bis 7 Prozent. Besonders bemerkenswert: Der Anteil ausländischer Investoren liegt bereits bei 12 Prozent.
3. Dubrovnik, Kroatien
Historisches Flair, mediterrane Küstenlage und moderate Lebenshaltungskosten machen Dubrovnik zunehmend attraktiv für Remote Worker.
Zwar fehlen noch umfassende Marktdaten, doch die steigende Zahl möblierter Kurzzeitwohnungen und neuer Coworking-Spaces spricht für sich.
Die Region entwickelt sich schrittweise zu einem Hotspot für temporäre Arbeitsaufenthalte.
Finanzierung und Exitstrategien: Flexibilität als Wettbewerbsvorteil
Flexible Nutzungskonzepte erfordern auch neue Finanzierungsansätze.
Banken und institutionelle Geldgeber bewerten modulare Immobilienprojekte heute deutlich positiver als noch vor einigen Jahren – insbesondere, wenn sie frühzeitig in die Konzeptionsphase eingebunden werden.
Ein diversifizierter Mietermix aus Start-ups, Projektteams und temporären Wohnnutzern kann das Risiko von Leerständen reduzieren und signalisiert Stabilität.
Auch die Exitstrategie sollte von Beginn an mitgedacht werden.
Käufergruppen für solche Immobilien sind vor allem:
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Fonds mit ESG-Fokus,
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Betreiberketten aus dem Co-Living- oder Flexoffice-Segment,
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sowie Family Offices mit langfristigem Cashflow-Fokus.
Immobilien, die in ihrer Planung bereits auf diese Käufer ausgerichtet sind – etwa durch ESG-konformes Reporting, flexible Grundrisse und dokumentierte Vermietungshistorie – erzielen am Ende meist ein höheres Multiple und einen schnelleren Verkaufserfolg.
Fazit: Workation verändert die Spielregeln
Workation und flexible Nutzungskonzepte sind kein vorübergehender Trend, sondern ein dauerhafter Wandel in der Arbeits- und Immobilienwelt.
Unternehmen und Investoren, die diesen Wandel erkennen und umsetzen, sichern sich einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Wer heute in modulare Büroflächen, smarte Standorte und flexible Wohnlösungen investiert, positioniert sich als Gewinner in einem Immobilienmarkt, der sich rasant an neue Lebens- und Arbeitsrealitäten anpasst.